Sonntag, 14. März 2010

I got life, brother

Exakt vor 18 Jahren fand die Dernière meines ersten Musicals statt. Ist es seltsam, dass sich Daten so in mich einprägen? Ich weiß ja sogar noch immer das Autokennzeichen von ist-ja-jetzt-egal, obwohl es mit heutigem Wissen sein kann, dass B und K mich auch da nur veräppelt hatten. K: "Du, rate mal, wen wir im Bus gesehen haben!" Ich: "??" B: "Ihn!!!" Ich war ja so seltsam drauf, dass ich sogar davon erglühte. Jahre später die Information, casually dropped: "Du, das war nur erfunden. Du warst so süß drauf, man konnte dich so toll auf den Arm nehmen." Schön, wenn ich's auch gewusst hätte, und wenn ich gewusst hätte, wie meine besten Freundinnen drauf gewesen waren. Ja, heute ist mir auch klar, dass meine Anhimmelaktion schon beinahe an Selbstaufgabe grenzte. Aber ich bin halt eine Elefantin (sic!), und als solche hab ich es noch immer registriert, was sie getan hatten. Das war vielleicht meinem Ansinnen, endlich Mitgliedschaft in der Sekte der wir-schonen-uns-nicht-Jünger aufgenommen zu werden, abträglich. Macht nichts, jede Gruppe braucht eine, die irgendwie moralisch ein bisschen weniger antastbar ist, auch wenn sie's nicht weiß und nicht immer will.

Wo war ich? Ganz oder gar nicht. Solche seltsamen Aktionen haben mich vielleicht vorsichtiger gemacht, aber im Grunde gilt, was immer galt: Wer mich hat, der hat mich. Da muss schon etwas Erschütterndes passieren, dass ich meine Meinung ändere, meine Zuneigung aufgebe; etwas, das mir zeigt, dass es sich eigentlich um eine andere Person handelt. Wie bei Katzen: Wer sie unsanft anlangt, der wird gekrallt und angefaucht. Oder sie verzieht sich einfach. Ja, bei näherer Betrachtung wohl die häufigere Variante.

März 1992. So viel an all dem war grandios. Die Premiere hatte an meinem Geburtstag stattgefunden. Danach war ich Tag um Tag wieder in den Saal eingetanzt, zwei Stunden lang in den Traum eingetaucht, unberührt von Fenstern, die von oben bis unten von Atemfeuchtigkeit von 200 Menschen angelaufen waren. Schon das ganze Semester davor war fantastisch gewesen. Schulalltag? Pah! Ein paar lästige Aufsätze - how ironic -, aber sonst? Bio ging nicht ohne Lernen (Jahre später dann mein Unverständnis: Wie konnte man nur Bio als Abschlussfach wählen? Der Lernquotient im Vergleich mit meiner Wahl Mathe war ja, ich weiß nicht, sechsstellig). Geschichte brachte mich an meine Grenzen - man kann sich nur eine sehr begrenzte Anzahl von Daten aus den Fingern saugen. Aber der Rest wurde als Alltag genossen, damit dann der Nachmittag im Musiksaal erlebt werden durfte.

Das Programmheftsignieren - welch schöne Tradition! Während ich schon high vom Make-up-Duft und von Räucherstäbchen war, lief ich wie die anderen herum, um hier und dort und da Sprüche für mein Heft zu sammeln. "...total aufgeblüht...", "...offenes Ohr...", "...Schminkversuchskaninchen...", "...tolle Frisur..." Äh, ja, ähem. Ohne tägliches Toupieren und ohne Sprayorgien wär's mir schon lieber gewesen, äh.

Einsingen: Su-sa-ha-ha-naaaa. Co-ri-hi-hi-naaaa. Blumen blühen blau, Blumen blühen blau, und noch einmal nach unten... Auf meinen Schwarm übte ich am Höhepunkt seiner Nervosität mit meiner Unverrückbarkeit eine sedative Wirkung aus - wahrscheinlich war's auch das Gefühl, dass die Anzahl seiner Fans zumindest intern größer gleich eins war. Na ja, obwohl, jede Sorge war da unbegründet. Er wirkte auf mich hingegen höchst pulsfördernd, wie er da immer mit Denimgilet auf nacktem Oberkörper rumstand. Ach, damals war mir das noch nicht klar, dass so jemand eine absolute Seltenheit war, der so toll und so unmacho war. Heute denke ich, unmacho ist rar, denn unter der unvermutetsten Oberfläche kann eine Machobahn sein.

Wo war ich? Ach ja, die Dernierenfeier. Ich hatte, schön traditionell, meine Nase über dem Waschbecken ausbluten lassen. ("Wo ist Ronja?" - "Nasenbluten.") Make-up-Ränder zierten mein Gesicht, die Haare klebten noch vom Spray, und es ging auf ins Getümmel. Herrlich. In einem Klassenzimmer wurde gesungen - unser selbst noch nicht lange aus der Pubertät herausgekommene Regisseur sang ein Liebeslied für seine Gitarre - wenn ich so zurückdenke, kann ich nicht sagen, ob er beschwipst war oder nicht, denn er war immer so überschwenglich. "Morgn, jo, morgn, faung i a neichs Lebn an, und waun ned morgn, dann übermorgn, oba gaunz sicher irgendwaun..." Und ich? Fühlte mich zu Hause.

Eine aufgegangene Blume kann wieder für ein Weilchen zugehen, wenn Sonne und Dünger fehlen, aber sie weiß unter Umständen, wie sie wieder blühen kann. Wanderpflanze (weg aus dem Dauerregen!). Richtige Nachbarschaft (Giftpflanzen sind es nicht!). Warme Lichtanteile.

Theoreme, Hypothesen und der ganze Rest

Haha! Hahaha! The Grasshopper Experiment. Hahahahaha!
Und außer der Tatsache, dass es unglaublich komisch ist: Die sind auch unglaublich attraktiv. Hollywood miracle? Nerdy in an attractive way? Attractive in a nerdy way? Or just me?

Jim Parsons ist spindeldürr und soooo nett. Und außerdem von einer berückenden mimischen Ähnlichkeit mit, na ja, egal. Die Anziehungskraft dieses Menschen glaubte ich ja schon seit Jahren hinter mir. Die haarscharf gleiche Art, seinen Mund beim Sprechen zu bewegen, ist aber schon ein wenig unheimlich.

Und dann noch Kunal Nayyar alias Raj, wo ich doch sowieso eine Schwäche für indische Männer habe! Hehe!

Aber ich schau ja, weil's so unglaublich lustig ist!

Montag, 8. März 2010

Fill

Brüder

Es kam Mechmet Mustafa aus der Türkei
so wollt' es Allah
da war er grade zwei.
In der Schule saß er neben mir und ich fragte ihn:
Sag' wo kommst du her?
Das ist doch einerlei.
Nicht genug
daß da ein Neuer kommt
wird er auch noch frech
darum kriegt er prompt eins mit dem Lineal.
Worauf gleich der Lehrer kommt: "Seid ihr bei Verstand
gebt euch jetzt die Hand
denn man ist gottlob zivilisiert in diesem Land."

Wir war'n wie Pech und Rock'n Roll
und uns war schlecht vom Alkohol.
War'n auf die selben Mädchen scharf
und machten das
was man nie darf.
Ich sang die selben Lieder wie er
wie Brüder war'n wir.
Und ist es eine Ewigkeit her
Brüder sind wir
Brüder bleiben wir.

Gestern traf ich Mustafa
als ich in seine Augen sah
fiel er zu weinen an.
Auf einmal standen sie vor meinem Haus
und sie rufen lauthals: "Türken raus"
Wem hab' ich was getan?
Ich bin hier solang ich denken kann
warum spuckt man meine Kinder an?
Warum schmiert man einen Halbgott an die Tür?
Ich hab' auf einmal keine Freunde mehr
und sie sagen wieder "Du" zu mir
doch nur aus Arroganz
nicht weil sie Brüder sind wie wir!

Wir war'n wie Pech und Rock'n Roll
und uns war schlecht vom Alkohol.
War'n auf die selben Mädchen scharf
und machten das
was man nie darf.
Ich sang die selben Lieder wie er
wie Brüder war'n wir.
Und ist es eine Ewigkeit her
Brüder sind wir
Brüder bleiben wir.


Du heißt Rainhard und ich Mechmet
wegen diesem Unterschied haben Häuser schon gebrannt.
Stehst du heute neben mir
wie ein Bruder
denn das waren wir
ein Herz und eine Hand!
Allah gebe uns Verstand!

Wir war'n wie Pech und Rock'n Roll
und uns war schlecht vom Alkohol.
War'n auf die selben Mädchen scharf
und machten das
was man nie darf.

Und ist es eine Ewigkeit her

Brüder sind wir
Brüder bleiben wir.
Brüder bleiben wir!


Rainhard Fendrich

Montag, 30. November 2009

word nerd

Wonneproppen
mau
hanebüchen

Sonntag, 8. November 2009

Say what you...

Sam und ich in einem Aerosoles Store irgendwo beim Union Square. Sam probiert die Schuhe zum fünften Mal. Ich versuche meine seit Monaten eingespeicherte Müdigkeit an den Lederhocker unter mir abzugeben und gleichzeitig nicht unfreundlich desinteressiert zu sein. Da: ein Zauber! Was ist diese Musik? Wieso ist die Musik in allen Läden in New York wie anderswo nicht einmal eine gut aufgelegte Bar? Wie kann ich dieses Wunder jemals für ein Wiederhören konservieren? Genießen, überlegen. Auf deren Einzigartigkeit hoffend, präge ich mir die Textzeilen ein: "Say what you mean to say, say what you mean to say." Ich bin nahe dran. Weil ich im Urlaub geduldig bin und ohnehin auf die Entspannung zufahre, versuche ich es mir einfach ein paar Tage zu merken. Der nächste Besuch in der Public Library samt Internetzeit bringt es zutage: Mein Lied ist von John Mayer. Another gem like no other. It's me. It's my song.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Juno

Manchmal weiß man ja aber der ersten Sekunde, dass man etwas liebt. So eine Liebe ist dann auch ganz schwer wieder auszurotten, und da ein Film ja selten aktiv dazu beiträgt, sich aus dem Herzen einer Seherin auszumerzen, wird er lange, lange, lange bleiben.

Zwar habe ich schon bei vielen Filmen weinen müssen, auch beim x-ten Mal Sehen. Ich kann genau wissen, was Forrest da am Grab von Jenny sagt, und trotzdem werde ich wieder feuchte Augen und Halsweh bekommen. Manchmal erwischt mich auch der richtige Song in einem heiteren Film, so er nur unerwartet genug ist, im Tränenzentrum. Aber bei Juno heulte ich 90 Minuten lang durch. So ein unglaublich schöner Film!

Er zeigt, was man machen kann, wenn man von der Prämisse Teenagerschwangerschaft die richtige Richtung geht, nicht zu Klamauk und nicht zu Melodrama. Er lässt mich wünschen, ich wäre an der Stelle von Diablo Cody gewesen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. So ein Drehbuch will ich auch erschaffen! Ms. Cody hat die obersten drei Schichten aufgeschlagen und weggeworfen, dann hat sie geschrieben, wie Menschen wirklich handeln und vor allem fühlen.

Dieser Film besteht aus einer Folge von goldenen Momenten. Alles ist wahr, und alle Charaktere sind rund und nachvollziehbar. Keiner dient als Sprungbrett für Witze, Charme kommt aus unerwarteten Ecken.

Außerdem enthält der Film ein paar der schönsten Szenen der Filmgeschichte und ein paar der schönsten Aussagen über Beziehungen und Liebe. Tja, und noch ein Außerdem: Wer bei Paulie Bleeker alias Michael Cera nicht schwach wird angesichts dessen unschuldiger und liebenswürdiger Art, der ist definitiv anders gestrickt (als ich) und selbst schuld.

Eine kleine Auswahl an Zitatenschätzen:
Look, in my opinion, the best thing you can do is find a person who loves you for exactly what you are. Good mood, bad mood, ugly, pretty, handsome, what have you, the right person is still going to think the sun shines out your ass. That's the kind of person that's worth sticking with. (Juno's Dad)

Juno: I think I'm in love with you.
Paulie: You mean as friends?
Juno: No... I mean for real. 'Cause you're, like, the coolest person I've ever met, and you don't even have to try, you know...
Paulie: I try really hard, actually.

Und zuletzt natürlich ist die Musik atemberaubend schön. Einer der wenigen Soundtracks, die es sich definitiv zu kaufen lohnt. Abschlussheuler: "Anyone Else But You" von den Moldy Peaches, gesungen von Juno und Paulie.

You're a part time lover and a full time friend
The monkey on you're back is the latest trend
I don't see what anyone can see, in anyone else
But you...

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Glut

Wie ich jetzt lerne, steckt ziemlich viel Potential in meinem Bauch. Was im Leben eines Menschen, einer Frau, führt nur dazu, dass sie ihrem Bauch misstraut, ihn negiert, ohne ihn zu leben, sich von ihm zu trennen versucht? Das Feuer brennt noch immer, es kann auch Jahre überdauern.

Meine Sensibilität hat auch ihre guten Seiten. Ach, wie ich das schon sage! Natürlich hat sie die! Leider habe ich lange nur die negativen gesehen. Eine der positiven ist die Tatsache, dass ich Momentaufnahmen in meinem Gefühlsgedächtnis gemacht habe - von Augenblicken, die nicht einordenbar schienen, aber doch irgendwie bedeutsam. Nun kann ich fast mit Sicherheit sagen, dass ich Recht hatte, diese Momente als besonders zu empfinden, auch wenn ich noch immer nicht weiß und in manchen Fällen niemals wissen werde, was dahintersteckt.

Damals, als Micheles Blick wie ein brennendes Streichholz war, das er direkt an meinen Bauch gehalten hatte, da hatte ich mir ja auch wegzudenken versucht, dass er es angezündet hatte. Dachte, nee nee, ich fantasiere. Dem war nicht so, wie sich ein paar Monate später herausstellte. Natürlich war er damals schon in mich verknallt gewesen, und er hatte in meinem Blick gelesen, dass ich ihn auch sehr mochte. Aha. Aha? Da war einer schneller als ich. Aber Recht hatte er ja eine Zeit lang.

Die anderen Fälle sind noch unergründeter Natur, aber das Außergewöhnliche hatte ich wahrgenommen und sicher nicht in den grauen Zellen entwickelt.

Unterhaltsames Herumstehen im Foyer der ehemaligen Schule. Seit alle Seelen weg sind, ist sie wirklich nur noch wie eine traurige Hülle. Klar, man erinnert sich, eine Hochzeit für die Nostalgie. Aber lebendig ist etwas anderes. Sam und ich unterhalten uns mit meinem alten Deutsch- und Englischlehrer, Herrn König. Schon seit geraumer Zeit ist es mir unerklärlich, dass ich mit 13 in den verliebt war. Nur, weil er so jung war? Wir besprechen die eben gesehene Theateraufführung, reminiszieren über unsere eigenen Bühnenjahre. Sam, die damals mir ihrer Rolle Kultverdacht erregt hatte. Ich, die ich noch immer mit schönen Herzschmerzen an meine Zeit im Ensemble denke. Herr König, der so gar nichts mehr von seinem damaligen Glanz als Teil des Teams hat.

Nun sind wir alle erwachsen, und wie es sich herausstellt, haben wir uns auseinanderentwickelt. Sam, die Brave, liebt die richtige Ecke des anglophonen Raums. Ich hingegen ernte mit meiner Begeisterung, die in meinen Augen aufleuchtet, sobald ich von meinem Jahr in den USA erzähle, nur mildes Unverständnis. Da drüben hätten sie doch keinen Geschmack. Da sei alles nur McDonald's. England sei das Wahre. Es ist etwas Seltsames in Herrn Königs Blick. Ist es Enttäuschung, dass sich seine ehemalige 110%-Schülerin, der er sogar ein Ständchen für die 1+ gesungen hat, in etwas anderes verwandelt hat? Der Blick bleibt, mein Bedürfnis, mich mit alten Lehrern in Kontakt zu setzen, hat seinen Grenzwert null beinahe erreicht.

Rollen wir den Film etwas nach vor. Wise Guys im Konzert. Seit ich sie entdeckt habe, bin ich von Dän immer ein bisschen mehr umgehauen als von den anderen. Natürlich ist nichts so wichtig wie ihre Musik und ihre Bühnenpräsenz, aber ganz ausblenden kann man deren Attraktivität ja auch nicht. Was bei den Fünfen so schön ist, ist dass sie alle so attraktiv sind, weil ich zu spüren glaube, dass die Begeisterung, die sie für ihre Arbeit und Kunst haben, in ihren Augen zu sehen ist.

Doch Dän ist noch ein bisschen mehr. Der fährt in den Bauch ein. Wenn alle Single wären und ich der Reihe nach mit allen flirten könnte - was für ein eigenartiges Gedankenexperiment! -, wären die anderen vier (von der alten Besetzung) toll; er wäre atemberaubend. Nun denn. Afterglow. Ich spreche nicht einmal selbst mit Dän; ich bin irgendwie Teil dessen, was der Freund neben mir ihn fragt. Er wechselt höflich zwischen uns hin und her, ich bin stumme Gesprächsteilnehmerin. Das Umwerfende ist schon davor passiert. Wir stehen so rum, und Dän kommt in unsere Nähe, weil er da jemandem ein Autogramm gibt. Ich schaue bloß hin, wie es halt meine Art ist, denke, wow, der ist ja noch größer, als ich gedacht hatte. Er sieht von seinem Foto auf, und da ist ein Blick, der direkt in meine Knochen geht. Er ist nicht minutenlang, ich weiß auch nicht, was er heißt, aber er ist eindeutig anders. Irgendetwas Besonderes sehend. Identifiziert. Nicht zu leugnen.

Zeitsprung. Ein Café. Ein Freund und ich auf der Eckbank. Wir unterhalten uns. Aber meine Hauptbeschäftigung ist, mich wohlzufühlen. Ich wärme meine Finger an der Tasse, betrachte in der Gesprächspause mein Getränk und sehe aus den Augenwinkeln, wie er seinen Schaum löffelt. So selbstvergessen, so sich in mein Herz bohrend. Wir reden über dies und das, und da ist plötzlich dieser Blick. Dieser um eine Sekunde zu lange bleibende Blick, der mich erhitzt. Ich weiß nicht, was er heißt, aber ich weiß, was ich mir wünsche, dass er heißt. Da ist er auch schon wieder weg, der Blick, und wiederholt sich nicht. Wie dicht ist meine Fassade?

Wiederum zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort. Gesellschaftliches Großereignis. Na ja. Viele Menschen halt auf einem Haufen. Georg, der Freund eines Freundes ist heute zum ersten Mal in meinem Leben. Sympathisch. Sehr quicklebendig, macht die Unterhaltung leicht. Wir drei stehen gesellig herum, unterhalten uns. Georg macht mir das Kompliment meines Lebens. Aber weil ich ohnehin so gut gelaunt bin, weil ich an diesem Ort bin, erkenne ich es erst mit großer Verzögerung und klopf mir innerlich auf die Stirn aufgrund akuter Blödheit. Er ist jedoch nicht gebremst, stellt Fragen, die irgendwann auch mich erkennen lassen, dass er eventuell Gefallen an mir findet. Ich finde ihn interessant, gravitiere trotzdem zu dem Nurfreund, mit dem ich hier bin.

Am Ende des Abends wünsche ich mir beinahe, dass er mich wiedersehen will. Georg und Nurfreund und ich stehen auf dem Kopfsteinpflaster vor der Halle und verabschieden uns. Nurfreund und ich unterhalten uns noch ein wenig über zukünftige Treffen, tauschen ein paar Dinge aus. Dann umarmen wir uns zum Abschied. Ich wende mich Georg zu, der auf einmal uncharakteristisch still, steif und ernst ist. Er reicht mir die Hand, und da ist der Blick. Er wandert direkt in die Datei "undefinierbar, aber definitiv ungewöhnlich". Ich frage mich, was zwischen drinnen und draußen vorgegangen ist. War es ein Blick des eingeschüchtert Seins? War es ein Blick der Erkenntnis, dass das Band von mir zu Nurfreund stärker war, als ihm lieb gewesen wäre?

Seltsam, was sich so ansammelt. Nicht immer muss alles geklärt werden. Manchmal reicht das Geheimnis. Manchmal darf auch der Luftzug kommen, der die Funken weiterträgt.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Die Tassen im Schrank

In wie vielen Küchenkästen befindet sich ein Stückchen persönliche Geschichte? Weniger interessant dabei ist, welche Mehl-, Zucker- oder Nudelmarke man bevorzugt. Das, wofür es sich genauer hinzuschauen lohnt, ist die Tassensammlung. Ach, klar, nicht jeder misst seinen Tassen gleich viel Bedeutung bei, aber ein paar Lebensstationen kann man vielleicht ersehen.

Der hässlichste Marker meiner Häferlgeschichte steht unter der Spüle, schön versteckt und zweckentfremdet als Halterung für die Müllsackrolle. Dieses an heiße Schokolade mit viel zu viel Sahne erinnernde Ungetüm mag mich zwar auch an einen wichtigen geographischen und innerlichen Schritt zum jetzigen Ort meines Lebens denken lassen, aber es schmerzt zu sehr in den Augen. Würde ich das Ding mit der zuckerlrosa Aufschrift und dem weichzeichnend zerfließenden Bildchen meiner Stadt in Augenhöhe aufbewahren, es wäre, als würde ich "Die berühmten drei Worte" von Andy Borg ehren, bloß weil dieses akustische Brechmittel immer erklang, wenn ich mit meiner Mutter ins Kaufhaus ging. Unnötig zu erwähnen: Erworben hab ich das Ding nicht selbst.

Es gibt natürlich noch mehr ästhetisch nicht ganz einwandfreie Dinger in meinem Kasten, auch solche, deren Geschichte sie eigentlich auf den Flohmarkt hätte befördern sollen, solche, die mich noch immer ein kleines bisschen am Herzen ziehen, wenn ich sie verwende, und solche, die langsam von selbst eins mit ihrer Geschichte werden.

Meine Lieblingsjumbotasse - ein Viertelliter zahlt sich doch echt nicht aus! - hat schon mehr Blessuren, als ich an einer Hand abzählen kann, und die sind nicht meiner ungestümen Art zu spülen zuzuschreiben, sondern der schlechten Qualität. Oder ist es normal, dass hier ein bisschen, dort ein bisschen Glasur abspritzt, sobald man die Tasse auf dem Tisch absetzt? War wohl nicht umsonst relativ günstig, mein Erinnerungsstück, damals auf der Freyung, als ich mit meiner Freundin in der Frühlingssonne spazierte und im Magen diesen Kloß hatte, weil er mit seiner Freundin spazierte. Doch nur, weil sie schon angeknackst ist, kommt sie nicht in den Müll. Wo kämen wir denn da hin? (Man sieht, ich bin schon heimisch hier.)

Eine Tasse erwog ich schon des Öfteren wegzugeben. Meine Pro-und-Kontra-Liste, wenn ich denn eine hätte, wäre jedoch ausgewogen, und so beließ ich die Entscheidung bisher bei Unentschlossenheit. Das Sonnengelb passt ja auch so herrlich zum milchigen Kaffee. Auch zum schwarzen, den ich nun bevorzuge. Und bis auf das Knacken des Henkels, das einen befürchten lässt, dass man einmal mit ihm in der Hand und ohne Tasse dasitzen könnte, ist sie ja schwer in Ordnung. Sie ist halt bloß von meiner ehemals besten Freundin. Wir haben uns in aller Stille getrennt, und genauso still und mausetot ist die Kommunikation seither. Man sagt ja, die Menschen ändern sich, man entwickelt sich auseinander. Ich bin noch immer nicht sicher, ob ich das (Nicht-)Geheimnis unseres Freundschaftstodes durchschaut habe und ob auch bei ihr eine Narbe da ist. "Friends" steht in schönen Lettern drauf. Auch das noch. Klar, damals waren wir es ja, und dass sie eine extrem teure Tasse der Fernsehserie erstanden hatte, rührte mich damals sehr. Im Grunde kann ich nichts anderes tun, als sie zu behalten, beide. Wenn ich das Häferl weiterschenkte, könnte ich es nur an eine(n) Freund(in) tun, und dass diese Person dann ein Second-Hand-Geschenk inklusive Geschichte bekäme, erschiene mir unfair.

Bono hingegen bleibt. Definitiv. Bono ziert in x-facher Ausführung die Tasse, die mein Herz hebt, weil ich ihn so gerne anschaue. Bono, der besser Bärchi heißen sollte, wie ich finde, ist das Süßeste, was es an Gezeichnetem gibt. Noch vor Grisu! Ach, Bono! So wenige Striche können ein Herz so hoch schlagen lassen! Bono kommt von meiner Freundin, und ich erinnere mich sogar noch an das Café, in dem wir uns damals zum Geburtstagsnachfeiern getroffen haben. Oder doch nicht? Eines von unseren vielen Lieblingscafés entlang der Straßenbahn.

Ein schnörkelloses Trinkgefäß mit der Aufschrift "Hardrock Café", das sicher billig in der Produktion gewesen war, erinnert mich an den ersten Urlaub in den USA. Es war das Ende der Reise, es war New York. In unserem Hotel war ein Stadtführerheftchen mit viel Werbung gelegen, darin auch ein Gutschein für eine Hardrock-Café-Tasse. Ob wir Grünschnäbel jemals hinfinden würden? Es gab Leute, die unbedingt jedes Hardrock Café entlang des Wegs mitnehmen wollten, und diese Kräfte trieben uns schließlich hin. Ich konsumierte nicht mal etwas und fühlte mich sogar ein bisschen schlecht, dass ich trotzdem die Tasse bekam. Leider steht weder "the City" noch "NYC" oder dergleichen drauf.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Die schönen "Dinge" im Leben (Zwischenstand 25.5.09)

süßer Senf
Wise Guys
Dän, Clemens, Sari, Eddi, Ferenc, Nils
andere Wise-Guys-Fans
Ohrhörer, die man sich in den Hörkanal schieben kann (dann fühlen sich auch falsch gebaute Ohren nicht so unbedarft, weil die Hörer nicht mehr rauspurzeln)
Gelroller
Frappuccino
Starbucks auch in Europa (Tja, so alt bin ich schon, dass bei meiner ersten Rückkehr ein unglaubliches "Heimweh" nach drüben und den Starbucks-Filialen über mir lag und nicht in einem hiesigen Lokal gestillt werden konnte)
Railjets (alleine das Grau und das Rot sind antörnend und ziehen einen förmlich vorwärts)
Bahnhofsbuchhandlungen
Thalia-Filialen mit Selbstbedienungscafés
Thalia-Filialen mit Müttern von besten Freundinnen als Angestellten
schöne attraktive Männer, die ins Blickfeld wandern
E-Mail von der besten Freundin
von der besten Freundin erkannt zu werden, völlig erkannt
Rauchverbot in Lokalen
ein Bildband von der neuen Lieblingsstadt
ein neues Buch
Wasser
eine saubere öffentliche Toilette
Nagelfeilen
Äpfel
Skype
Couchsurfing
Mut, einen Mann anzureden
Biolebensmittel
Eisenbahn
Wochenkarte für den Zug in meine neue Lieblingsstadt
Englisch
Kabarett
Peter Pilz
How I Met Your Mother
Straßenbahnfahren
Kastanienbaum vorm Fenster
Eltern
Geschwister
neue Familienmitglieder
E-Bass
Bariton, der im Bauchnabel vibriert
Sonnenbrille
Authorität
"Frau Doktor Haase in den OP!"
Kai Schumann
Rosinen
homöopathische Heuschnupfentabletten
Steine
Sommergewitter
Ruhe bewahren, wenn einem eine Taube auf den Jackenärmel scheißt
auf Gleis 13 abfahren
Philharmonie
Zugbegleiter mit gutem trockenem Humor ("Bitte rechts aussteigen, aber das sehen Sie ja eh selbst!")
Kaffee
"Och, nö!"

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