Shush?

Es ist wohl eine zutiefst menschliche Eigenschaft, nach dem Sinn zu suchen und ihn zu finden.

Da lebt zum Beispiel die Idee in meinem Kopf, dass S mich nicht nur platonisch mag, obwohl - oder seit? - ich und M eine Familie sind. Wenn ich ehrlich zu mir bin, weiß ich, dass sich dafürsprechende in gleichem Maße wie widersprechende Indizien dafür finden lassen. Ich weiß jedoch auch, dass eine Überprüfung an der Wirklichkeit sinnlos ist, weil ich ohnehin genug habe, wenn ich den Gedanken haben darf. Vielleicht ist er auch nur Rechtfertigung dafür, dass meine Gefühle nie ausgestorben, sondern nur stillgelegt waren. Dass da immer irgendwas bleiben wird, was nicht in M ist. Ich gehe nicht fremd, auch nicht in Gedanken. M ist der Richtige. Aber S ist auch da, und S ist eine ganz andere Projektionsfläche für meine Seele. Geht es nur darum? Um mich?

Das Wichtigste ist es, nie den Kontakt zu M im Kopf aufzugeben, zu verlieren. Ist die Idee der Ausgleich dafür, dass S früher meine Gefühle nicht erwiderte? (Und das, obwohl mir quasi diagnostiziert wurde: "Der passt wie die Faust auf dein Auge." It's got what it takes... Tell me why can't this be love...)

Impressionen eines Samstagabends. Was einem so alles durch den Sinn geht... Ich steh da so neben W, dem alten Freund von S, und während er spricht, spüre ich, wie mein Nacken sticht, und ich denke, einen Mann, der mehr als zehn Zentimeter größer wäre als ich, würde ich rein physisch nicht dauerhaft aushalten. Dankbar für M!

Und ich denk mir: Wow, erstes Kino seit drei Jahren! (Und dann gleich mit Schlägerei im Kinosaal!)

Zurück an jenem Ort, an dem ich den ersten Abend mit ihm verbrachte. Genauso vollgestopft wie damals, das Kino. Doch die sensorischen Eindrücke haben die Oberhand über den Erinnerungen. Keine Sentimentalität.

Ich kann unsicher sein. (Nicht so gut.) Ich kann aber auch umarmen, wenn ich umarmen will. Smell, smell. (Despite everything said above.)

Ich denke, irgendwie bin ich mit ihm doch durchaus da, wohin ich mich gewünscht hatte. Damals weit entfernt von vorüber und aus, auf dem Weg zu Freundschaft. So hatte ich es sehen wollen, so ist es auch gekommen.

"Wie kennt ihr beiden euch eigentlich?" Fragt W. Lange her, seitdem dieser Satz das letzte Mal ausgesprochen wurde. Damals wusste auch S die Geschichte noch. Heute frage ich mich, hat er sie verdrängt, vergessen, nur so getan. Ich werde daran erinnert, dass ich ihm die Wahrheit nur unter bestimmten Umständen eröffnen wollte - die natürlich nicht eingetreten sind.

Ich muss an einen Abend denken, an dem ich aus meinen ach so interessanten Gedanken ebenfalls einen Text spinnen wollte. Überflutet von Musik und Gefühlen, vieles hochgestiegen, das alt, aber in meinem Universum immer noch so erwähnenswert - da betitelt man den in Gedanken schon halb geschriebenen Text gerne mal "Peru Hat and Sex Glasses".

Sitze neben S, werde von einer Welle getragen und möchte mich an ihn anlehnen. Er zieht seine Jacke aus. Die Welle verebbt.

Ich weiß, dass ich zu M gehöre und er zu mir. Zu meinem Kopf in den Wolken gehört seine fantastische Erdung. Keine Ahnung, was ich ihm gebe, was genau es für ihn ist, das mich unverzichtbar macht.

Das Kompliment: von S. Die unglaublich ungelenke Art, es nicht als solches anerkennen zu wollen. Meine Wenigkeit meint, die Schwester von S sei von M bewundernd so beschrieben worden: "Die schaut überhaupt nicht aus wie eine Mutter von drei Kindern!" Darauf S zu mir, ohne Umschweife: "Ja du doch auch nicht!!" Ich, ganz elegant und so: "Ja, ich hab ja auch noch nicht drei Kinder." (Sondern zwei. Seeeehr großer Unterschied.) Igitt, das könnte ein Kompliment werden! Schnell ersticken! Nip it in the bud.

Ich bin wunschlos glücklich.

Kino! Kino! Kino! Wumm, wumm, wumm von allen Seiten.

Manchmal ist es völlig egal, ob etwas der Wirklichkeit standhält. Überprüfung findet nicht statt, war auch nie geplant. Einzig das Referenzsystem im eigenen Kopf zählt, und was da ist, ist gut.

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