Wenn ich nicht aufpasse...

Vor irgendetwas im Schlaf scheine ich Angst zu haben, denn ich kann und will mich nicht hinlegen. Dann würden Gedanken ja richtig loslegen, Gefühle ungehindert strömen. Ich weiß nicht, ob ich mich dann erst so richtig darüber ärgern würde, dass ich das Geschirr alleine machen musste, oder ob es etwa um ganz andere Dinge geht. Es nagt die Ahnung im Hinterkopf, dass es etwas ganz anderes ist. Habe ich etwas Wichtiges vergessen? Habe ich die netten Viecherl, deretwegen ich gestern einen Putzanfall hatte, noch nicht ganz aus meinem Bewusstsein gestrichen? Bin ich mehr denn je zwischen den Stühlen, die da hießen Realität und Vorstellung? Und wenn ich einfach nur wahrer werde, was wäre nur so schlecht daran?

Vielleicht bin ich auch nur noch immer davon aufgekratzt, dass das zweite Seminar an sich schon sehr gut, im Vergleich zum ersten aber geradezu fantastisch war? Aus einer Sitzung, die von bleierner Müdigkeit, konstanter Verdutztheit, wachsendem innerem Rückzug gekennzeichnet war, in eine Stunde, die aus Kompetenz, Kreativität und Wortwitz bestand. Kaffee hätte nicht besser wirken können. Gut, vielleicht hat er ja MITgewirkt.

Ah, vielleicht war es ja auch die spontane wir-ratschen-während-wir-gehen-Aktion von einer Kollegin und mir, die mich zuerst mit ihr zu Zweitausendeins und dann in anregenden Gesprächen durch die S-Bahn-Fahrten gebracht hat. Ach, dieser Laden! Als ich mich damals in Hamburg im Zweitausendeins umsah, schüchterten die vielen Bücher, in denen so viel Allgemeinwissen steckte, mich ein. Nicht nur, dass meines sich nur Halbwissen titulieren darf, nein, ich empfand auch große Unlust, mich angesichts der schieren Unüberblickbarkeit des Angebots auch nur irgendwie weiterzubilden. Seltsamerweise habe ich das in anderen Buchläden ja gar nicht, bloß in diesem. Doch dann, heute: Neben großartigen Werken, die zu kaufen ich sicher zurückkommen werde, wurde ich auch an einen Menschen erinnert, der mir zwar heutzutage egal ist, der mich aber entscheidend geprägt hat. Ich wähne mich jetzt viel weniger sarkastisch, ja, vielleicht sogar frei von Zynismus - was so ein Richtungswechsel nicht alles bewirken kann! -, aber im Naturell ähnle ich ihm doch, und seine Art spricht mich durchaus noch an. (Heute weiß ich aber zum Beispiel, dass auf Dauer alleine sein Zigarettenkonsum eine Beziehung unrealistisch gemacht hätte. Kalter Rauch - jeder Rauch - das geht ja gar nicht!) Und da stand ich nun vor einem Buch, das zwei Katzen am Umschlag zeigte, und den Zeichner dieser Tiere hätte ich unter Millionen identifiziert: Rudi Hurzlmeier! Oder, wie der noch immer geschätzte M gesagt hatte: "Die Zeichnungen sind vom großartigen Rudi Hurzlmeier." Meine Kollegin und ich blätterten es durch, und ich zerkugelte mich bei jeder Seite von Neuem. So etwas von 100%ig mein Humor!!!!

Absolute Weltklasse!

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