Schon sooo groß!

I'm done being single. Sagt Ted Mosby in der ersten Folge von How I Met Your Mother. Und ich? I'm done being nice. Versteht mich nicht falsch. Ich bin nett. Aber: I'm done playing nice.

Den Zorn über ungerechtes Verhalten mir oder anderen gegenüber habe ich schon lange, wahrscheinlich schon immer empfinden können. Aber zu handeln war verflixt schwer bis unmöglich, selbst wenn alles Recht, alle Moral, alles auf meiner Seite war. Ich bin mir allerdings nicht sicher, warum das so war. Zu feige, die Konfrontation gescheut? Ja. Wollte den Aufruhr vermeiden? Auch. Habe ich insgeheim befürchet, zu übertreiben, doch nicht das Recht auf mein Empfinden zu haben, eine Spießerin zu sein, intolerant, eine Spaßbremse? Mit Sicherheit.

Ich glaube ja immer wieder, ah, jetzt hat sich was geändert. Jetzt bin ich auf einmal ganz anders. Für immer und so. Und dann doch nicht. Heute hat mich Kraft von unerwarteter Seite ereilt. Kraft, Mut, Hemmungsbremsen. Trotz großer Müdigkeit zappte ich noch durch die Kanäle. Eine "Doku" auf Vox, bei der sich Frauen über Monogamie auslassen durften, war etwas gähn. Weiter zu tagesschau24 und einem Film über Missbrauch. Und zwar sexuellen Missbrauch durch die eigene Mutter. Was für ein Wahnsinn. Und wie sehr ganz und gar nicht nachvollziehbar, das ganze Ausmaß des Grauens. Aber wenn man so etwas Ähnliches in einem vergleichbar geringen Ausmaß und durch jemand anderen doch erlebt hat, und wenn dieses Etwas einen über Jahrzehnte beeinflusst, geprägt, gefesselt hat, wenn man erst vor einem Jahr plötzlich sehen konnte, was da überhaupt passiert ist, dann hilflos darüber sprechen. Dann kann man sich nur ausmalen, wie unendlich groß das Leid sein muss, dass jemand wie in diesem Film erleben muss(te).

Die verdrängte Erinnerung kommt irgendwann vielleicht hoch, unvermittelt, unerwartet. Dieses vor-Augen-geführt-Bekommen hat die Kraft in mir entzündet. Das AC/DC-laute Wummern, das von den unmöglichen, rücksichtslosen Nachbarn durch alle Stockwerke des Hochhauses dröhnt, lässt mich diesmal nicht lange zaudern, ob ich noch geduldig und nachsichtig sein soll. Schnell wieder angezogen, Handy eingesteckt, in die Schuhe mit den Klackerabsätzen geschlüpft und raufgestapft. Natürlich hört man mein Klingeln nicht. (Was wär denn sonst auch der Sinn von lauter Musk?) Und nun kommt der völllig uncharakteristische Part: Ich hämmere mit der Faust gegen die Wohnungstür. Ah, schau her, klingt fast genauso wie damals bei der Polizei, als die nach meinen eigenen gescheiterten Versuchen die Nachbarn mit der ihr eigenen Kompetenz um halb fünf Uhr morgens an einem Montag zur Vernunft bringen wollte. (Das endete mit einer Anzeige wegen Ruhestörung.) Interessant: Auch die Faust bringt nix. Wieder Klinglen, die Nummer der Wache wählbereit. Der jungen Frau, die dann öffnet, schmettere ich ein "Leiser bitte!! Es dröhnt im ganzen Haus!" mit schlecht verhohlenem Zorn entgegen. Sie wird klein. Und ich denke: wow!

Wieso soll ich mein ganzes Leben immer zurückstecken, nur um möglichst lieb anzukommen, nur um nicht aufzufallen, nur um nicht eventuell gescholten zu werden? Nur weil mein Babysitter seine Arbeit nicht ganz korrekt gemacht hat und ich davon die schlimmste Verwirrung meines Lebens davongetragen habe? Well, f*** him!

Und diese Kraft kommt noch aus einer weiteren Quelle, die mir anscheinend mitteilt, dass es im Leben nicht auf Nebensächlichkeiten ankommt und dass man zu sich stehen und sich selbst vertreten muss. Thanks, babe.



PS. Gänzlich unverwandtes Thema. Falls du dich irgendwann hierher verirrst, lieber guter Freund: Ich träume hin und wieder von dir, und das sind schöne Träume. Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich zum Fenster hinausgeschaut und dich etwas gefragt habe; du hast mich dann von hinten umarmt und festgehalten. Ich habe mich so sicher und so wohl gefühlt. Ich glaube, du bist mir unterbewusst noch wichtiger als bewusst, auch wenn das unmöglich scheint, und mein Traum will ausdrücken, dass ich es gut fände, wenn sich dein Leben und mein Leben auf ewig berühren.

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