It's not unusual
Nicht, dass es das Interessanteste meines ganzen Tages gewesen wäre. Aber über leicht zu analysierende Kommunikationssituationen lässt sich entspannter schreiben als über anderes, und so ein Thema weckt meine Aufbrösel-Lust, die sich schon lange nicht mehr an Latein-, Englisch- oder Mathematikproblemen abarbeiten durfte.
Wir sitzen im Kaffee-/Woklokal und unterhalten uns. Die entspannende Atmosphäre von Norah-Jones-artiger Musik, schönen Holztischen und angenehmem Licht trägt zu meiner ausgeglichenen Stimmung bei. Er sitzt mir gegenüber, eine Pause in unserer Unterhaltung. Ich wende den Blick nach draußen und schaue durch die Fenster, die die ganze Front bedecken, auf den Platz, auf dem sich ein paar Menschen tummeln. Einkäufer, die noch schnell in den Supermarkt wollen, Männer und Frauen, deren schnelle Schritte zielstrebig wirken. Da sagt er, leicht unverständig und erstaunt: "Der B!" Ich bin verwirrt. Sieht er nun jemanden da draußen, den er als B bezeichnet? Und warum? Ist B ein Generikum geworden, so wie Sepp, Ungustl, Urschl? Ich blicke hin und her in dem Versuch, eine Person auszumachen, die er gemeint haben könnte. Dabei bestätige ich ihn wohl unbewusst in einer Annahme, was sich mir aber erst später erschließt.
Ich wende mich ihm wieder zu, mit fragendem Blick. Er erläutert: "Der B! Hat mir bei Facebook zig Freundschaftsvorschläge geschickt!" Wir unterhalten uns über den Wert von Facebook-Freundschaften und den Grad der Bekanntschaft, ab dem man jemanden hinzufügt. Ich denke: "Okay, es handelt sich also tatsächlich um jenen bestimmten B, nicht um eine Verallgemeinerung à la 'Einen Vladimir Klitschko kann das nicht umhauen.' Aber woher kam das?" Man weiß es nicht. Aber mir legt sich auf einmal die Vermutung nahe, dass das ein Test war. Ein Test, ob ich bei Erwähnung von B auf einmal frenetisch umhersehe, ob jener denn anwesend wäre. Tja. Not infallible, I'm afraid. Falls meine suchenden Augen ihn in eine bestimmte Richtung gelenkt haben, so haben ihn hoffentlich meine innere Ruhe und meine Konzentration auf ihn von etwas anderem überzeugt. Wer weiß schon.
...
Es ist besser als alles andere zuvor. Zu welchem Teil es an dieser einen Person liegt und zu welchem Teil daran, dass ich mir bei fast jedem Makel meinerseits denke "Och, ist halt so, muss er akzeptieren." und mich damit von vielerlei Angst und Anspannung befreie, vermag ich nicht zu sagen. Den Kompass der Vergangenheit (??) trage ich immer noch in mir, und ich denke, dass er etwas Gutes ist. Zu oft habe ich mich mit Mittelmäßigem zufrieden gegeben, solange ich nur gemocht wurde - vorbei! check! - aber zu oft habe ich auch die Ferne vorgezogen, weil sie nicht wehtun konnte. Ich vermag vieles nicht genau zu beschreiben oder mit Etiketten zu versehen, und das ist vermutlich, was man als Leben bezeichnet. Dennoch taucht immer wieder ein Aspekt auf, den ich gut und trotzdem nahezu schicksals-ironisch empfinde: Ich kann den Kompass nun besser einschätzen, weil ich manchmal so zu sein scheine wie er. Keine Seelenverwandten, keine Geschwister, keine besten Freunde, vermutlich sogar ein arges Zuneigungsgefälle, und doch diese Wichtigkeit! Wieder einmal passt: Es ist, was es ist.
Je weiter ich gehe, desto höher wird das Risiko. Aber auch dabei hilft die noch fernere Vergangenheit. Ich denke an jenen Nachmittag vor vielen, vielen, vielen Jahren, als ich mutterseelenallein mit der Information eines E-Mails auf meinem Bett lag und spürte, dass die Welt nicht weitergehen würde. Aus Gründen, die mir selbst noch immer unbekannt sind, hatte ich mich in etwas Falsches begeben, das sah ich bereits ein paar Jahre danach, aber der Kopf hat eben in mancher Hinsicht nur eine geringe Macht im Vergleich zum Bauch und zum Herzen. Wer weiß, vielleicht sitzt der Schock ja noch immer in den Zellen, obwohl ich schon so lange weiß und spüre, dass ein anderer Weg noch weiter ins Unglück geführt hätte. Noch denke ich: "So weit wäre es jetzt noch nicht." Seltsames Sicherheitsnetz.
Wir sitzen im Kaffee-/Woklokal und unterhalten uns. Die entspannende Atmosphäre von Norah-Jones-artiger Musik, schönen Holztischen und angenehmem Licht trägt zu meiner ausgeglichenen Stimmung bei. Er sitzt mir gegenüber, eine Pause in unserer Unterhaltung. Ich wende den Blick nach draußen und schaue durch die Fenster, die die ganze Front bedecken, auf den Platz, auf dem sich ein paar Menschen tummeln. Einkäufer, die noch schnell in den Supermarkt wollen, Männer und Frauen, deren schnelle Schritte zielstrebig wirken. Da sagt er, leicht unverständig und erstaunt: "Der B!" Ich bin verwirrt. Sieht er nun jemanden da draußen, den er als B bezeichnet? Und warum? Ist B ein Generikum geworden, so wie Sepp, Ungustl, Urschl? Ich blicke hin und her in dem Versuch, eine Person auszumachen, die er gemeint haben könnte. Dabei bestätige ich ihn wohl unbewusst in einer Annahme, was sich mir aber erst später erschließt.
Ich wende mich ihm wieder zu, mit fragendem Blick. Er erläutert: "Der B! Hat mir bei Facebook zig Freundschaftsvorschläge geschickt!" Wir unterhalten uns über den Wert von Facebook-Freundschaften und den Grad der Bekanntschaft, ab dem man jemanden hinzufügt. Ich denke: "Okay, es handelt sich also tatsächlich um jenen bestimmten B, nicht um eine Verallgemeinerung à la 'Einen Vladimir Klitschko kann das nicht umhauen.' Aber woher kam das?" Man weiß es nicht. Aber mir legt sich auf einmal die Vermutung nahe, dass das ein Test war. Ein Test, ob ich bei Erwähnung von B auf einmal frenetisch umhersehe, ob jener denn anwesend wäre. Tja. Not infallible, I'm afraid. Falls meine suchenden Augen ihn in eine bestimmte Richtung gelenkt haben, so haben ihn hoffentlich meine innere Ruhe und meine Konzentration auf ihn von etwas anderem überzeugt. Wer weiß schon.
...
Es ist besser als alles andere zuvor. Zu welchem Teil es an dieser einen Person liegt und zu welchem Teil daran, dass ich mir bei fast jedem Makel meinerseits denke "Och, ist halt so, muss er akzeptieren." und mich damit von vielerlei Angst und Anspannung befreie, vermag ich nicht zu sagen. Den Kompass der Vergangenheit (??) trage ich immer noch in mir, und ich denke, dass er etwas Gutes ist. Zu oft habe ich mich mit Mittelmäßigem zufrieden gegeben, solange ich nur gemocht wurde - vorbei! check! - aber zu oft habe ich auch die Ferne vorgezogen, weil sie nicht wehtun konnte. Ich vermag vieles nicht genau zu beschreiben oder mit Etiketten zu versehen, und das ist vermutlich, was man als Leben bezeichnet. Dennoch taucht immer wieder ein Aspekt auf, den ich gut und trotzdem nahezu schicksals-ironisch empfinde: Ich kann den Kompass nun besser einschätzen, weil ich manchmal so zu sein scheine wie er. Keine Seelenverwandten, keine Geschwister, keine besten Freunde, vermutlich sogar ein arges Zuneigungsgefälle, und doch diese Wichtigkeit! Wieder einmal passt: Es ist, was es ist.
Je weiter ich gehe, desto höher wird das Risiko. Aber auch dabei hilft die noch fernere Vergangenheit. Ich denke an jenen Nachmittag vor vielen, vielen, vielen Jahren, als ich mutterseelenallein mit der Information eines E-Mails auf meinem Bett lag und spürte, dass die Welt nicht weitergehen würde. Aus Gründen, die mir selbst noch immer unbekannt sind, hatte ich mich in etwas Falsches begeben, das sah ich bereits ein paar Jahre danach, aber der Kopf hat eben in mancher Hinsicht nur eine geringe Macht im Vergleich zum Bauch und zum Herzen. Wer weiß, vielleicht sitzt der Schock ja noch immer in den Zellen, obwohl ich schon so lange weiß und spüre, dass ein anderer Weg noch weiter ins Unglück geführt hätte. Noch denke ich: "So weit wäre es jetzt noch nicht." Seltsames Sicherheitsnetz.
ronjavondermattisburg - 1. Jun, 14:35