Ereignisraum
Was ich an diesem Wochenende gelernt habe...
Zigarettenrauch zieht auch im Freien nicht grundsätzlich ab. Er stinkt im Kontrast zur frischen Bergluft sogar noch mehr und kann schon mal zu Übelkeit gehobenen Grades führen.
Der Wunsch, nur ja nirgends an den gut gebrauchten Bettdecken und Leintüchern anzustreifen und die gesamte Körperoberfläche im Hüttenschlafsack zu behalten, wirkt möglicherweise auch im Schlaf und sorgt da für Untiefe. Andererseits waren es vielleicht tatsächlich andere Faktoren, wie Schnarchen, knarzende Holzdielen, Sauerstoffmangel, die mich nach gut vier Stunden Schlaf aufwachen ließen.
Der abgelegte Bewertungsautomatismus ist nicht immer ganz tot. Wenn man ein Kind sieht, das aussieht wie eine Miniversion eines coolen WU-Studenten und das spricht wie eine Tonbandaufnahme eines angeberischen Erwachsenen, dann denkt man erst mal: A-.... Ah, nein, nicht vorschnell urteilen!
Bewertung ist auch das Thema, wenn man neue Bekannte nicht nur erlebt, sondern auch die Sekundärliteratur zu ihnen erfährt. Mal passiert's, weil der Urheber gerne spricht. Mal, weil ich im Kampf der Offenheit mit dem Wissensdrang letzterem nachgebe und frage "Wer war jetzt das noch einmal?"
Menschen kennenzulernen entwickelt sich immer mehr zu einer von mir geliebten Beschäftigung.
Manchmal passieren Dinge, einfach nur, weil man ihnen Zeit gegeben hat. Manchmal tun andere Menschen jene Dinge, die man selbst als notwendig erkannt hat, die aber nicht im eigenen Machtbereich liegen.
Menschen überraschen. Der erste Blick auf einen der Festbesucher ließ mich denken "Oh, der gleiche Hinterkopf wie T! Diese Assoziationen!" Die weiteren Stunden brachten "Hmm, Kettenraucher", "Hmm, Dauer-SMS-Schreiber", "Hmm, nicht ganz so interessanter Gesprächspartner". Dem folgten ein paar Stunden vor dem Feuer, die er tippend und schweigend verbrachte. Andere bestritten die Hauptkonversation. Ich nahm wieder mal alles wahr, auch die unguten Zwischentöne. War gleichzeitig unruhig deswegen und gespannt, ob sich etwas in meinem Sinne tun würde, jemand mein noch unausgesprochenes Ansinnen anstoßen würde. Ich nahm dann einen Gesprächsfetzen zur Gelegenheit und wollte smalltalken. Plötzlich leuchteten seine Augen auf, wir waren mitten in einer Unterhaltung über Serien, und ich stellte fest, dass wir hier auf einer Wellenlänge waren. Hin und wieder nahm ich das (vielleicht doch nicht so?) Ungute im Hintergrund wahr. Meist sprangen wir von hier nach da und unterhielten uns leicht und doch mit tiefem Verständnis. Nach einiger Zeit fragte er: "Jetzt, wo wir so viel über Serien reden, muss ich dich doch was fragen: Was hältst du von Eiskalte Engel?" Päng! Päng! Päng! The sound of confirmation joining an impression. Ich antwortete: "Sehr toller Film!" Er: "Den hab ich bestimmt 30 Mal gesehen. Mein Lieblingsfilm." Man muss wohl nicht alles bei einem einzigen Menschen haben.
Das Leben ist zu komplex, um alle Möglichkeiten durchzuspielen. Es gibt immer noch die Möglichkeiten, die ich nicht bedenke, die ich vergesse. Das Verwirrendste dabei: die Metaebenen, auf denen andere bereits handeln mögen. Das Beständigste daran: Chaostheorie. Mein häufigster Fehler: nach meinen Wünschen zu denken.
Er ist noch immer in mir, der Kindheitsreflex. Man zeige mir Grisu (einen Pappmaché-Helm im Riesenformat, einen Bierkrug in Schnappsglasgröße...), und ich zerfließe augenblicklich.
Die schönste Begegnung kommt manchmal vierfüßig daher. Ich war leicht schräg gelaunt, ohne präzisen Grund (unpräzise eventuell: unverständliche Aufbruchshast, umgeworfenes Weltbild, eher fades Frühstück, Loch, wo vorher Enthusiasmus). Ich ging vorm Abmarsch noch einmal zur Toilette. Ich öffnete die Tür zum Vorraum, und da saß sie: die unglaublich süßeste Erscheinung, die es in jenem Moment nur geben konnte. Schwarz-weiß. Die Linie verlief mitten im Gesicht, verschaffte ihr eine marmorierte Nase. Den beinahe ganz schwarzen Körper trug sie auf weißen Pfotensöckchen. Und sie saß da einfach so für mich. Ich hockte mich neben sie. Streichelte ihren Kopf. Sprach mit ihr. Wollte schon gehen, wandte mich ihr noch einmal zu. Sie saß mir ihren Rücken zuwendend und quittierte meine Streichelmassagen mit Schnurren. Ihr unglaublich weiches Fell schlich sich in mein Bewusstsein. Ich verabschiedete mich von ihr und wusste es plötzlich. Und war nicht mehr dieselbe.
Durch den Matsch gehen, den der noch bis vor Kurzem über die Ufer getretene See hinterlassen hat, hat was. Ssssp! Ssssp! Ssssp!
Irgendwie und sowieso ist auf so vielen Ebenen wunderbar! Und die Titelmelodie öffnet ein Türchen in mir, das meist versperrt ist.
Zigarettenrauch zieht auch im Freien nicht grundsätzlich ab. Er stinkt im Kontrast zur frischen Bergluft sogar noch mehr und kann schon mal zu Übelkeit gehobenen Grades führen.
Der Wunsch, nur ja nirgends an den gut gebrauchten Bettdecken und Leintüchern anzustreifen und die gesamte Körperoberfläche im Hüttenschlafsack zu behalten, wirkt möglicherweise auch im Schlaf und sorgt da für Untiefe. Andererseits waren es vielleicht tatsächlich andere Faktoren, wie Schnarchen, knarzende Holzdielen, Sauerstoffmangel, die mich nach gut vier Stunden Schlaf aufwachen ließen.
Der abgelegte Bewertungsautomatismus ist nicht immer ganz tot. Wenn man ein Kind sieht, das aussieht wie eine Miniversion eines coolen WU-Studenten und das spricht wie eine Tonbandaufnahme eines angeberischen Erwachsenen, dann denkt man erst mal: A-.... Ah, nein, nicht vorschnell urteilen!
Bewertung ist auch das Thema, wenn man neue Bekannte nicht nur erlebt, sondern auch die Sekundärliteratur zu ihnen erfährt. Mal passiert's, weil der Urheber gerne spricht. Mal, weil ich im Kampf der Offenheit mit dem Wissensdrang letzterem nachgebe und frage "Wer war jetzt das noch einmal?"
Menschen kennenzulernen entwickelt sich immer mehr zu einer von mir geliebten Beschäftigung.
Manchmal passieren Dinge, einfach nur, weil man ihnen Zeit gegeben hat. Manchmal tun andere Menschen jene Dinge, die man selbst als notwendig erkannt hat, die aber nicht im eigenen Machtbereich liegen.
Menschen überraschen. Der erste Blick auf einen der Festbesucher ließ mich denken "Oh, der gleiche Hinterkopf wie T! Diese Assoziationen!" Die weiteren Stunden brachten "Hmm, Kettenraucher", "Hmm, Dauer-SMS-Schreiber", "Hmm, nicht ganz so interessanter Gesprächspartner". Dem folgten ein paar Stunden vor dem Feuer, die er tippend und schweigend verbrachte. Andere bestritten die Hauptkonversation. Ich nahm wieder mal alles wahr, auch die unguten Zwischentöne. War gleichzeitig unruhig deswegen und gespannt, ob sich etwas in meinem Sinne tun würde, jemand mein noch unausgesprochenes Ansinnen anstoßen würde. Ich nahm dann einen Gesprächsfetzen zur Gelegenheit und wollte smalltalken. Plötzlich leuchteten seine Augen auf, wir waren mitten in einer Unterhaltung über Serien, und ich stellte fest, dass wir hier auf einer Wellenlänge waren. Hin und wieder nahm ich das (vielleicht doch nicht so?) Ungute im Hintergrund wahr. Meist sprangen wir von hier nach da und unterhielten uns leicht und doch mit tiefem Verständnis. Nach einiger Zeit fragte er: "Jetzt, wo wir so viel über Serien reden, muss ich dich doch was fragen: Was hältst du von Eiskalte Engel?" Päng! Päng! Päng! The sound of confirmation joining an impression. Ich antwortete: "Sehr toller Film!" Er: "Den hab ich bestimmt 30 Mal gesehen. Mein Lieblingsfilm." Man muss wohl nicht alles bei einem einzigen Menschen haben.
Das Leben ist zu komplex, um alle Möglichkeiten durchzuspielen. Es gibt immer noch die Möglichkeiten, die ich nicht bedenke, die ich vergesse. Das Verwirrendste dabei: die Metaebenen, auf denen andere bereits handeln mögen. Das Beständigste daran: Chaostheorie. Mein häufigster Fehler: nach meinen Wünschen zu denken.
Er ist noch immer in mir, der Kindheitsreflex. Man zeige mir Grisu (einen Pappmaché-Helm im Riesenformat, einen Bierkrug in Schnappsglasgröße...), und ich zerfließe augenblicklich.
Die schönste Begegnung kommt manchmal vierfüßig daher. Ich war leicht schräg gelaunt, ohne präzisen Grund (unpräzise eventuell: unverständliche Aufbruchshast, umgeworfenes Weltbild, eher fades Frühstück, Loch, wo vorher Enthusiasmus). Ich ging vorm Abmarsch noch einmal zur Toilette. Ich öffnete die Tür zum Vorraum, und da saß sie: die unglaublich süßeste Erscheinung, die es in jenem Moment nur geben konnte. Schwarz-weiß. Die Linie verlief mitten im Gesicht, verschaffte ihr eine marmorierte Nase. Den beinahe ganz schwarzen Körper trug sie auf weißen Pfotensöckchen. Und sie saß da einfach so für mich. Ich hockte mich neben sie. Streichelte ihren Kopf. Sprach mit ihr. Wollte schon gehen, wandte mich ihr noch einmal zu. Sie saß mir ihren Rücken zuwendend und quittierte meine Streichelmassagen mit Schnurren. Ihr unglaublich weiches Fell schlich sich in mein Bewusstsein. Ich verabschiedete mich von ihr und wusste es plötzlich. Und war nicht mehr dieselbe.
Durch den Matsch gehen, den der noch bis vor Kurzem über die Ufer getretene See hinterlassen hat, hat was. Ssssp! Ssssp! Ssssp!
Irgendwie und sowieso ist auf so vielen Ebenen wunderbar! Und die Titelmelodie öffnet ein Türchen in mir, das meist versperrt ist.
ronjavondermattisburg - 23. Aug, 22:41